Vortrag: 75-Jahre Kriegende – „Das mit den Russenweibern ist erledigt“

Datum: 27.03.2020 (Freitag)
Uhrzeit: 19:30 Uhr

Veranstaltungsort
KulturRemise Gedern, Schlossberg 9, 63688 Gedern

Eintritt: 3,- €  (bitte passend mitbringen – vielen Dank!)
Einlass: ab 19:00 Uhr – Platzreservierungen sind aus organisatorischen Gründen leider nicht möglich!


75-Jahre Kriegsende – Einladung zur Vortragsveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis:

„Das mit den Russenweibern ist erledigt“ – Der Massenmord am 26. März 1945 bei Hirzenhain

Vor 75 Jahren erschoss in den Morgenstunden des 26. März 1945 ein Exekutionskommando einer SS- und Polizeieinheit am Waldrand zwischen Hirzenhain und Glashütten, unterhalb von Steinberg, 81 Frauen und sechs Männer, Häftlinge der Gestapo Frankfurt und Insassen eines Arbeitserziehungslagers der Gestapo, das sich wenige hundert Meter von der Mordstelle auf dem Gelände der Breuer-Werke, vormals Buderus,  in Hirzenhain befand. Das Massengrab am Waldrand sollte unmittelbar die Einwohner Hirzenhains und Gederns und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit der Frage nach den Tätern – der Befehlsgeber wurde als Himmler des Westens bezeichnet – den Ursachen des Mordes in der Endphase des Dritten Reiches, ein ‚zufälliger‘ Mord oder ein Morden im Zeichen des Weltanschauungskrieges, seiner unbefriedigenden, wenn nicht skandalösen  juristischen Aufarbeitung  und dem Umgang mit dem Gedenken an die ermordeten Frauen und Männer die Gemeinde und Akteure wie den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge intensivst beschäftigen. Bis heute wird von Besuchern des Kriegsgräberfriedhofs in Kloster Arnsburg die Frage gestellt, warum hier SS-Männer, die noch über das militärische Kriegsende in der Wetterau hinaus ‚full of Fight‘ waren und von der Gestapo-Ermordete,  die als ‚Russenweiber‘, auch wenn sie aus Luxemburg und Frankfurt kamen, aus rassistischen oder völkischen Gründen kein Recht auf Leben hatten, nebeneinander begraben liegen.

In diesen Tagen vom 26. März 1945 bis Anfang April 1945, als Heimat und Front eins wurden, praktizierten SS und Gestapo als Ermittler, Richter und Vollstrecker das, was sie bis dato mit Massengräbern im Osten exerziert hatten, jetzt in der ‚Heimat‘ gegen defätistische Deutsche, wie in Wetzlar, übergabebereite Bürgermeister, Pfarrer und Wehrmachtsoffiziere wie in Schotten und Friedberg, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen wie in Hirzenhain, sog. jüdische Mischlinge und Wehrmachtsangehörige, die im Krieg keinen Sinn mehr sahen. Drei Tage später, am 29. März 1945, endete mit dem Einmarsch der US-Truppen in Friedberg, Gedern und Schotten scheinbar der Zweite Weltkrieg, allerdings unter jeweils höchst unterschiedlichen und zumeist dramatischen  Umständen. In Friedberg stand das Schicksal der Stadt auf des Messers Schneide und nur das beispiellose Verhalten eines US-Offiziers, der nach Cowboymanier in die befestigte Stadt fuhr und des deutschen Kampfkommandanten, der unter Lebensgefahr den Befehl Hitlers verweigerte, führte zur Kapitulation. Noch drei Tage später kam es zu heftigen Kämpfen zwischen einer hinter den vorwärts stürmenden US-Truppen zurückgefallenen Waffen-SS-Einheit, die zur weitgehenden Zerstörung von Waldensberg und Leisenwald und zu mehr als ein Dutzend Opfer unter der Zivilbevölkerung und einer weit höheren Anzahl von im Kampf gefallenen und bei Vergeltungsmaßnahmen ermordeten Soldaten führte.

Der Vortrag des Historikers und früheren Bürgermeisters von Friedberg, Michael Keller, der mehrere Veröffentlichungen zum Massenmord am 26. März 1945 und zum dramatischen Geschehen Anfang April in Waldensberg und Leisenwald publiziert hat, führt damit in ein dramatisches Stück Geschichte unserer Region ein, in eine Zeit des Hängens und Erschießens. Nur der schnelle Vormarsch der US-Truppen stoppte das Wüten von Gestapo, SS und fanatischen Wehrmachtsoffizieren.

Eine Veranstaltung des Geschichtskreises Gedern in Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis – gegen das Vergessen

 


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