Pressebericht: Überfüllte Remise bei Geschichtsvortrag „Gedern 1945-2020“

Wiederholung des Vortrages am 20. März

Die Gederner KulturRemise quoll kürzlich regelrecht über, als mehr als 100 Gäste den Geschichtskreis-Vortrag „Gedern 1945 – 2020“ hören und die Fotos und sonstigen Abbildungen dazu sehen wollten. Und mehrere zig Interessierte standen noch vor dem Eingang, sodass es am Freitag, 20. März, eine Wiederholung des Vortrages geben wird. Beginn ist wieder um 19.30 Uhr, Einlass ab 19 Uhr, und der Kostenbeitrag liegt bei fünf Euro.

Reger Besuch in der KulturRemise (Foto: Gabi Bieger)

Referent Erhard Müth hatte einen bunten Strauß an Themen zusammen gebunden, der viel Anklang fand. Er begann mit den ersten Maßnahmen der amerikanischen Besatzung nach dem 29. März 1945, an dem die US-Armee Gedern kampflos einnahm. Nächstes großes Thema war ab 1946 die Unterbringung von zeitweise etwa 750 Vertriebenen aus dem Sudetenland. Da der überwiegende Teil in Gedern blieb und der katholischen Konfession angehörte, wurde 1953/54 die katholische Kirche nahe am Schloss gebaut. Die in Gedern immer schon knappen Finanzen spielten schon Anfang der 1950er eine Rolle, als die Verbesserung der Wasserversorgung, der Bau einer neuen Schule und die Flurbereinigung gleichzeitig anstanden. Das Thema Finanzen blieb auch weiterhin bedeutsam, bis die Stadt 2013 unter den „Schutzschirm“, den Hessen für unterfinanzierte Kommunen aufspannte, schlüpfen konnte. Gedern musste aber zugleich selbst harte Maßnahmen ergreifen, vor allem Steuererhöhungen und Kürzungen bei Leistungen für die Bürger.

Die Neuansiedlung von Industriebetrieben wurde betrieben, während zugleich eine große Wollspinnerei Ende der fünfziger Jahre der Billigkonkurrenz aus Südeuropa und Fernost zum Opfer fiel und auch die in den 60ern expandierenden Kleiderwerke 1974 aus ähnlichen Gründen wieder schlossen. Ein dauerhafter Erfolg wurde die Ansiedlung mehrerer Metallbetriebe.

Über den Tourismus am Gederner See, der bereits 1950 begann, konnte Müth manches berichten: Besuche Elvis Presleys, schöne und –durch Rockergruppen – schwierige Seefeste, Erweiterungen des Campingplatzes, Ansiedlung eines Feriendorfes …

Die Entwicklung einer Kommune wird immer von Menschen geprägt, und so ging der Referent darauf ein, dass Bürgermeister Merle nach seinem Amtsantritt 1958 neuen Schwung in die Stadtentwicklung brachte, während sein Nachfolger Schwarz in den 1980ern mit der Schließung des alten Bezirkskrankenhauses bis zur Neueröffnung der Schlossbergklinik kämpfte und den Kauf und die Sanierung des Schlosses auf den Weg brachte.
In seine Amtszeit fielen auch die damals wie heute kontrovers diskutierten Ereignisse um den jüdischen Arzt Dan Kiesel, der Vorwurf antisemitischer Tendenzen in Gedern und die darauf folgende Medienpräsenz in Gedern sowie der Brand des „Bergwirthshauses“ in den Jahren 1987/88.

Von Ende der 1990er bis 2015 folgten mehrere Bürgermeisterwechsel, bis der jetzige Amtsinhaber Kempel gewählt wurde. Erwähnt wurden auch die verschiedenen Männer in der Position des 1. Stadtrates, aber auch die erste Frau als Stadtverordnetenvorsteherin nach der Kommunalwahl 2016 sowie Harald Holle, Klaus Kult und Reinhold Landmann, die lange an der Spitze von SPD bzw. UBG, CDU und FWG standen.

Schließlich kamen mit anschaulichen Fotografien die Stadtjubiläen von 1956, 1981 und 2006 zur Sprache, mit denen der Stadtrechtsverleihung 1356, aber auch der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 780 gedacht wurde.

Allen, die den ersten Vortragsabend nicht besuchen konnten, kann daher der zweite Vortrag am 20. März nur empfohlen werden.

Autor: Geschichtskreis Gedern