Pressebericht & Bildergalerie: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ – mit Edgar M. Böhlke

MÜHLENGEISTER MIT MEHLIGEN HÄNDEN
Gederner Kulturkreis schließt Jahresprogramm mit „Literarischer Mühlenwanderung“

GEDERN. Mit einer „Literarischen Mühlenwanderung” endete das diesjährige Veranstaltungsangebot des Kulturkreises Gedern. „Schön, dass Sie so zahlreich zu unserer letzten Veranstaltung dieses Jahres gekommen sind. Wir werden heute Abend viele Geschichten über die Mühle – die älteste Maschine der Menschheit – hören. Ich freue mich, dass Edgar M. Böhlke trotz seines Unruhezustands Zeit für uns hat und heute zu Gast hier in der KulturRemise ist. Er könnte das Telefonbuch vorlesen – ich würde zuhören“, hieß die Vorsitzende des Kulturkreises Gedern, Gabi Bieger, Publikum und Bühnenakteur gleichermaßen willkommen.

„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klippklapp, klippklapp, klippklapp…“, mit diesen Worten begann Böhlke seinen Vortrag und gab zu: „Ich bin absolut kein Fachmann von Mühlen. Ich bin Schauspieler und lese Geschichten über Mühlen.“

Zur Einführung auf einen lehrreichen und interessanten Abend ließ er wissen, dass es im Jahr 1950 in Deutschland noch 14 500 wasserbetriebene Mühlen gegeben habe. Nur 25 Jahre später sei die Anzahl auf nur noch 3000 Mühlen dieser Art geschrumpft. „Ich selbst bin im Altmühltal aufgewachsen. Da gibt es das Brombachtal, wo einst auf einer Länge von zwölf Kilometern 13 Mühlen, die vorwiegend zum Getreide mahlen und Holzschneiden genutzt wurden, standen. Fast unmerklich wurden die Mühlen nach und nach unbewohnt. Sie machten wohl neuen Techniken Platz und verschwanden von der Oberfläche. Aber mit jeder Mühle, die stillgelegt wurde, wurde ein Stück Kultur zerstört“, sagte der heute 79-Jährige. Dabei hätten die Menschen eine ganz besondere Affinität zu Mühlen. Als Grund hierfür nahm er das archetypische Gehäuse der Mühlen an. „Die Begeisterung für Mühlen zieht sich quer durch alle Zeiten, Länder und Kulturen“, sagte er und nahm das Publikum mit auf eine ganz besondere Entdeckungstour. Während der bildlichen und stimmungsvollen Lesung konnten die Besucher fast das Rumpeln der ächzenden Mühlräder, den schnarchenden Müller und die lüsternen Küsse der Müllerin hören. Und ab und zu schien sogar der Hausgeist der Auermühle „Das Müllerchen mit seinen stets mehligen Händchen” durch die KulturRemise zu huschen.

Höhepunkte der romantischen Betrachtungsreise durch die Welt der Mühlen waren sicherlich die Texte, Dichtungen und Geschichten aus der Feder von Wilhelm Müller, Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Storm und Wilhelm Busch sowie einige Passagen aus dem Roman „Krabat“ von Otfried Preußler.

Das geplante Programm des Kulturkreises für das kommende Jahr findet man übrigens schon auf dessen Homepage unter www.kulturkreis-gedern.de.

Quelle: Gederner Anzeiger