Pressebericht & Bildergalerie: Concert Cocktails Fingerfood

Rock’n’Roll, Cocktails und Fingerfood

PREMIERE Kulturkreis verbindet Musik mit Erlebnisgastronomie / Konzert von „The Baseballs“ als Aufzeichnung zu sehen / Saxofonist Rainer Noll spielt Standards

GEDERN – (det). Das war ein ganz neues abendliches Bild in der Remise: Tischgruppen statt Sitzreihen, eine Großleinwand auf der Bühne, eine fahrbare Cocktailbar an einer Seite des Saals. Bald wurden Rockrhythmen der 60er und 70er Jahre eingespielt. Rainer Noll trat mit seinem Saxofon vor und gab den Oldies den letzten Pfiff. „Wie in einem Musikclub“, sagten etliche der über 40 Gäste bewundernd. Dass der Kulturkreis Gedern öfter neue Wege gehen will, machte Vorstand Thomas Wöll bei der Begrüßung deutlich. Erlebnisgastronomie wurde mit Musik verbunden. „Concert – Cocktails –Fingerfood“ lautete Motto des Abends, verheißungsvoll klang der Untertitel „The Baseballs featuring Mr. Saxo-Rock’n’Roll Rainer Noll alive“.

Qual der Wahl bei den Cocktails: Schon die Namen – Raspberry Colline, „Erdbeerpflücker“ – sorgten für Verlockungen. Barkeeper Torsten Böhm bot sowohl Hochprozentiges als auch fruchtig-erfrischende Mixturen ohne Alkohol an. Die Fingerfood-Teller mit Mozzarella-Spießchen, verschiedenen Wraps und anderen pikanten Happen, zubereitet von Partyservice des Gasthauses „Zum Löwen“, passten perfekt.

Schon setzte Noll den samtig schrägen Klang seines Saxofons ein und spielte Rock’n’Roll-Standards zum Playback-Hintergrund. Früher spielte der Saxofonist in etlichen Bands, etwa bei „Remember“, musste dann durch wachsende berufliche Verpflichtungen das Musizieren einschränken. An diesem Abend aber genoss er es, die Stimmung im Publikum mit vitalem Saxofon-Sound und heißen Rockrhythmen anzuheizen. Mit Chuck Berrys „Johnny B. Goode“ stieg er ein. Ein unvergänglicher Rocktitel nach dem anderen folgte. Bill Haleys „Rock around the clock“, Elvis Presleys „Don’t be cruel“, ein Tequila- Rock, südamerikanisch angehaucht. Noll machte aber auch mit Gene Vincents „Bebop A Lula” einen Brückenschlag zum Rockabilly, dem Stil der „Baseballs“.

Die tauchten auf der Leinwand auf, die Kamera schwenkte durch den Riesenraum des Kölner E-Werks, zeigte eine vielköpfige Zuhörermenge: „The Baseballs – Strings and Stripes Live“ war angesagt. Mit „No diggity“ stiegen die drei Sänger Sam (Sven Budja), Digger (Rüdiger Brans) und Basti (Sebastian Raetzel) ins Programm ein, begleitet vom Gitarristen Lars Vegas, Jan Miserre (Klavier), Klaas Wendling (Bass) und Thomas Svensson (Schlagzeug). 2007 gründete sich die Band, die in diesem Live-Mitschnitt mit Cover-Versionen auftrat, wobei sie durchaus eigene Stilakzente setzte. Das Raue und Rebellische der frühen Rock-Titel ist nicht unbedingt die Linie der Musiker. Sie bringen Rockabilly-Elemente ein, sind absolute Show-Business-Profis, erinnern mit ihrem Charme gelegentlich an prominente Boy-Bands und haben sich eine große Fan-Szene angelacht.

So saßen auch an einem Tisch in der Remise junge Leute, die die „Baseballs“ bei einem Konzert erlebt hatten und jetzt gespannt dem Film folgten. „Die Band macht richtig Laune mit ihrer Musik“, meinte die 25-jährige Viola Leonhardt (Glauberg) in der Pause. Ein Plus für die Kulturkreis-Vorstände: Es ist erfreulich, wenn Veranstaltungen neue Zielgruppen ansprechen.

Die „Baseballs“ wissen Titel wie „I don’t feel like dancin’“ von den Scissor Sisters, Robbie Williams’ „Angels“, oder Britney Spears’ „Not a girl not yet a woman“ mit mitreißendem Sound und einem Hauch erotischem Charmes zu bringen. Immer wieder zoomte die Kamera die Gesichter hingerissener junger Frauen in Großaufnahme. Höhepunkt des Abends: Das Publikum wurde aufgefordert, die Hände hoch zu recken und reichte den Pianisten liegend durch den Saal, von der anderen Seite wurde ein kleines Keyboard durchgegeben und in Bauchlage, hoch über den Köpfen spielte er seinen Part – ein Könner! Zum Schluss wieder Rainer Noll, der auch sanftere Gefühlsnuancen beherrscht und mit Titeln wie „Blueberry Hill“ von Fats Domino, „Guantanamera“ oder „When a man loves a woman“ überzeugte.

Quelle: Kreis-Anzeiger, 13. Juni 2017