Pressebericht: Gelungener Unplugged-Abend mit Jessica Parish

Zu einem Unplugged-Abend mit Jessica Parish, die von Tobias „Ace“ Bartel (Gitarre) und Ralf „Danny“ Wächter (Bass) begleitet wurde, hatte der Kulturkreis Gedern eingeladen.

GEDERN (det) – Zu einem Unplugged-Abend mit Jessica Parish, die von Tobias „Ace“ Bartel (Gitarre) und Ralf „Danny“ Wächter (Bass) begleitet wurde, hatte der Kulturkreis Gedern eingeladen. Der Gewölbekeller des Bergwirthshauses war gerade groß genug für die vielen Besucher.

Den Kontakt zu Jessica Parish habe man Wächter zu verdanken, der schon öfter, etwa mit einem Simon & Garfunkel-Abend, in Gedern zu Gast gewesen sei und von der Stimme und den Liedern der jungen Singer/Songwriterin geschwärmt habe, sagte Kulturkreisvorsitzende Gabi Bieger während der Begrüßung des Publikums.

Immerhin ist schon ein Wunsch der jungen Formation in Erfüllung gegangen. Die Deutsche Popstiftung vergibt Preise auf mehreren Ebenen für junge Talente. 2018 wurden Jessica Parish, Tobias Bartel und die weiteren Bandkollegen Max Friedrich, Ralf Wächter und Dominik Krauß von einer Fachjury mit dem Hessischen Pop & Rock-Preis ausgezeichnet.

Das war eine Ermutigung für eine produktive Zusammenarbeit: sowohl privat, denn Parish und Bartel sind ein Paar, als auch musikalisch, denn Parish lässt sich von zwischenmenschlichen Beziehungen zu immer neuen Texten inspirieren, für die Bartel die Melodien schreibt, die die Stimmung aufgreifen und die Wirkung der Worte vertiefen. „Musik, die ins Ohr geht, Texte, die das Herz berühren“ lautet das Credo der beiden. 2015 gab es einen Gastauftritt von Parish im Soloprogramm Bartels beim Grünberger Gallusmarkt. Inzwischen sind sie häufig gemeinsam aufgetreten, haben die Formation „Jessica Parish und Band“ gegründet, in wechselnder, bis zu fünfköpfiger Besetzung, und EPs herausgebracht.

Die Freude von Parish, Bartel und Wächter, Neues zum Klingen zu bringen, und ihre Neugierde auf das Publikum („Ace“: „Jeder Live-Aufritt ist anders!“) waren ansteckend, die Gewölbekeller-Akustik war günstig für das Authentische der Unplugged-Musik. „Trash“ war der erste Titel des Programms. Ihr Herz werde behandelt, als sei es wertloser Müll, klagte die Sängerin zwischen Trauer und Rebellion, Gitarre und Bass untermalten mit einem wiederkehrenden, lautmalerisch-rhythmischen Refrain der Herzschläge. „If it happens to you“ folgte – Jessica Parish ist Deutsch-Amerikanerin, schreibt auf Englisch, bewundert Sängerinnen wie Christina Aguilera oder Beyoncé und lässt sich von Bands aus der Stilrichtung „Moderner Pop“ wie Kings of Leon oder Paramore inspirieren.

Von Song zu Song zeigte sich die Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme, von rau bis samtig, Parish bringt frühere Erfahrungen aus Coverbands mit. „Ace“ spielte seit langem Rock- und Bierzeltmusik, er lässt sich von Classic Rock inspirieren. Er ergänzt sich mit „Danny“ bei der schlagfertigen Moderation im Stil „Hessische Schlappmäuler“ – „Ace“ spitzbübischer, „Danny“ lakonischer, aber beide eine dauernde Freude für das Publikum. Spontan sang einmal Teresa Reiter, eine Freundin der Formation, mit.

Ein charakteristisches Moment ist die Offenheit der Sängerin, ihre Nähe zum Publikum. „Alle Lieder, die ich mit ,Ace‘ geschrieben habe, habe ich selbst erlebt. Es gib Leute, die einem nicht gut tun, von denen man Abstand halten sollte“, sagte sie, als sie ihren Song „Break free“ vorstellte. Das Publikum fiel klatschend in den suggestiven, rebellischen Rhythmus ein. Immer wieder überzeugte Wächter mit souveränen Bass-Improvisationen, so bei „Black Night“ oder zu Beginn von „Call me“. Es folgte „Hard to speak“, ein Lied über eine Trennung, und Jessica Parish bekannte: „Das Lied hat mir persönlich bei einer Trennung sehr viel Kraft gegeben. Mittlerweile bin ich drüber weg und muss sagen: Jedes Schlechte hat sein Gutes. Ohne Trennung hätte ich dieses Lied nicht geschrieben, hätte sich die Beziehung zu Tobi wohl nicht entwickelt.“ Schlagfertiger Kommentar von „Danny“ Wächter: „Un isch dät ganz allei uff dr Bühne stehe…“

Immer wieder bestachen raffinierte Begleitungen, etwa bei „Fog“, wenn die Gedanken wild im Kopf herumschwirren, bei „Prison“ mit dem Motto „Gefangen im eigenen Kopf“, bei „Dreams“, entfernt von „Titanic“-Melodien inspiriert und in einem aufgewühlten Sechs-Achtel-Takt, bei „Ocean“ wieder mit suggestivem Rhythmus, vom Publikum temperamentvoll beklatscht. Fazit eines Besuchers: „Das war ein Abend mit junger, authentischer Musik. Von denen kann man noch einiges erwarten.“

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 16. Oktober 2019